Folgende Geschichte gilt als Belegt: als das deutsche Schlachtschiff Bismarck im Jahre 1941 zu seiner Jungfernfahrt in die Weiten des Atlantik entsandt wurde, befand sich an Bord nebst 2000 Mann Besatzung sowie knapp 100 Offizieren auch ein kleiner, schwarz-weiß gefleckter Kater. Dieser Kater führte ein unbeschwertes Leben auf See, jedoch bekanntermaßen nicht lange – nach wenigen Tagen strapaziöser Verfolgung wurde die Bismarck versenkt. Britische wie deutsche Schiffe eilten herbei, um Überlebende zu bergen – so auch der Zerstörer HMS Cossack. Das britische Schiff konnte jedoch auch nach langer Suche niemanden im Wasser ausmachen, doch just als man kehrtmachen wollte, wurde ein Stück Treibholz gesichtet. Ein Stück Treibholz mit einem schwarz-weiß gefleckten Kater obendrauf. Das Tier wurde geborgen, gepflegt, auf den Namen Oscar getauft und schließlich als Bordkatze akzeptiert. Das neue Glück währte jedoch nicht lange, denn bald schon wurde die Cossack durch ein deutsches U-Boot so schwer beschädigt, dass es aufgegeben werden musste. Hunderte Besatzungsmitglieder fanden den Tod, doch Oscar überlebte und wurde nach Gibraltar gebracht. Aufgrund Zuneigung seitens der Seeleute, und vielleicht auch, weil Bordkatzen damals allgemein üblich waren, fand sich schnell die nächste Station: die HMS Ark Royal, den erfolgreichsten Flugzeugträger der Royal Navy. Die Ark Royal galt als vom Glück gesegnetes Schiff, das bereits die härtesten Seeschlachten und die schwersten Beschädigungen überstanden hatte. Doch auch dieses Schiff schien seinen guten Stern verloren zu haben: kurze Zeit später wurde es ebenfalls durch einen Torpedotreffer im Mittelmeer versenkt. Wieder überlebte Oscar unverletzt, jedoch waren seine Tage als Bordkatze gezählt, denn zurück in Gibraltar wollte ihn kein Kapitän mehr aufnehmen. Er starb Jahre später als glücklicher, betagter Kater unter dem Namen Unsinkable Sam im Büro des Hafenkapitäns.
Ich kann von niemandem erwarten, dass er dieser Geschichte blind vertraut. Selbstverständlich können einzelne Fakten angezweifelt werden – wer garantiert mir etwa, dass der Kater wirklich schwarz-weiß war? Die alten Fotos geben wirklich nicht viel her. Aber falls mich jemand fragen sollte, ob ich einen tapsigen Vierbeiner wirklich für den Untergang dreier Schiffe und den Tod unzähliger Männer verantwortlich machen will, bekommt er ein doppeltes Daumen-Hoch-Zeichen.
Katzen sind grausame, abgrundtief böse Vorboten des Unheils. Als Gott die Tierwelt schuf, hat es Satan irgendwie geschafft, sie einzuschleusen, und schon war die Allianz Katze-Mensch geboren.
Ganz gleich, wie man es betrachtet: auch die süßeste Katze ist niemals bloß der flauschige Kopfkissenwärmer mit den Kulleraugen, der sie vorgibt zu sein. Sie mag sich ja zurückhaltend und still verhalten, das Katzenklo benutzen, dem Herrchen ums Beim streichen – doch irgendwann verlässt sie das wohlige Heim, um sich an den Todesqualen kleinerer Tiere zu berauschen. Hier in der Gegend gab es vor langer Zeit auch einmal so ein Exemplar – zuhause immer brav geschnurrt, anschließend die Fischteiche der Gegend geplündert. Irgendwann hat ein beherzter Nachbar sie erwischt, ist mir ihr ein paar dutzend Kilometer weit gefahren und hat sie dann aus dem Auto geworfen. Selten so gelacht wie auf dem Rückweg.
Aber ernsthaft: was hat eine Katze, sagen wir, einem Hund entgegenzusetzen? Ein Hund ist ein treuer Begleiter, der das Haus bewachen und kleine Whiskeyfässer einen Sechstausender hinaufschleppen kann, um eingeschneite Bergsteiger zu retten. Nicht umsonst setzte ihm die Menschheit unvergessliche Denkmale – Lassie, Kommissar Rex, Idefix… die Hündin Laika war sogar das erste Lebewesen in der Erdumlaufbahn.
Im Gegensatz dazu, was haben Katzen uns gebracht?
- Kater Karlo
- Das Musical „Cats“
- Scratchy
- Catwoman
- Die sprichwörtliche Schwarze Katze
- Whiskas-Werbung
- Die Grinsekatze aus Alice im Wunderland
Natürlich ist nicht alles, was mit Katzen im Zusammenhang steht, von vorneherein zu verteufeln - Cat Stevens etwa ist zweifelsohne großartig. Dazu sind sie auch immer wieder für ein paar Lacher gut, so etwa durch Garfield und bonsaikitten.com, jene Website, welche seit nunmehr acht Jahren ihre Bonsai-Katzen anbietet (Katzen, die monatelang in Flaschen gehalten werden, bis sie die Form der Behälter annehmen). Kurz nach Veröffentlichung der Website wurden neben unzähligen Bestellungen auch vereinzelt Rufe seitens der Tierschützer laut, und über etliche Instanzen machte sich schließlich das FBI auf, der Sache nachzugehen, doch leider stießen die Ermittler bloß auf ein paar harmlose Studenten, und das ganze stellte sich als Hoax heraus.
Trotz allem ist die Hauskatze inzwischen das am weitesten verbreitete Haustier der Welt, und angesichts der Millionen glücklichen Besitzer kamen mir erste Zweifel an meiner Einstellung gegenüber Katzen, also habe ich mich dazu bereit erklärt, mich auf diese Tiere einzulassen – wärmstens empfohlen wurde mir etwa ein chinesisches Gericht namens der Drache und der Tiger.